Leben  -  Werk  -  Verein

Fritz Klein, in Stuttgart geboren und gestorben, war nicht nur Maler, sondern er entwarf u.a. auch Glasfenster und Möbel, die heute noch erhalten sind. Intensiv befasste er sich mit der Farbgebung für Krankenzimmer und Schulräume, und er entwickelte darüber hinaus Farbvorschläge für ganze Siedlungen und Städte, z. B. - in Zusammenarbeit mit dem bekannten Architekten Prof. Schweizer - für Freudenstadt und Crailsheim bei deren Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Thema hat er bereits im Jahr 1935 einen Artikel in der Fachzeitschrift FÜR BAUPLATZ UND WERKSTATT veröffentlicht.

Vieles an Veranlagung, Wissen und Erfahrung brachte er in den Beruf mit ein, insbesondere die Geduld des Schauens und Hörens, die Mühe der Verwandlung des Erfahrenen in den personalen, künstlerischen Ausdruck, die Sorgfalt und Werktreue zur sichtbaren Verwirklichung, schließlich die Grundorientierung an der vermenschlichenden Aufgabe des Künstlers, an der "sinnlich-sittlichen Wirkung der Farbe", wie Goethe es sagt.

Fritz Klein studierte noch vor dem Ersten Weltkrieg an der Ecole Nationale des Beaux Arts in Paris bei Maître Raphaël Collin, ein zu dieser Zeit bekannter Maler, der ihn in die klassische Methodik und Entwicklung der französischen Malerei einführte und ihn im Geist des ausgehenden Impressionismus prägte.

Studienreisen nach Frankreich, Spanien, England, Holland und Italien schlossen sich an. Die Fülle der Eindrücke weitete und schulte seinen Blick, stärkte seine Erlebnisfähigkeit. Landschaften und Blumen traten in den Vordergrund, gemalt in einer Art "impressionistischem Naturalismus".

Neue Begegnungen formten ihn, vor allem auch die während seiner Studienzeit an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, die er drei Jahre lang besuchte und wo er Schüler von Christian Landenberger und Adolf Hölzel wurde, deren Einfluss in seinen Bildern deutlich festzustellen ist.

Doch löste er sich auch daraus, ging eigene Wege, suchte nach neuen, alten reinen Farben und klaren einfachen Formen. Er lässt nun den Naturalismus der Blumen ebenso hinter sich wie die abstrakten Symbole des Expressionismus. Er entdeckt wieder die leuchtenden Wachsfarben, und er studiert eingehend nicht nur die Technik der Enkaustik, sondern trägt zu ihrer weiteren Entwicklung mit neu entwickelten Malgeräten bei. Auch mit der Anwendung von Pflanzenfarben in der Malerei befasste er sich eingehend.

Bilder von Fritz Klein werden - soweit heute bekannt - erstmals im Jahr 1920 auf der 2. Herbstschau Neuer Kunst im Stuttgart ausgestellt, an der auf Einladung der Üecht-Gruppe Stuttgarter Avantgardisten zusammen mit dem Berliner Sturm-Kreis teilnehmen. Das Verzeichnis der Teilnehmer an dieser Ausstellung liest sich heute wie ein "who’s who" der Klassischen Moderne.

Wo seine Bilder danach ausgestellt wurden, ist bisher nicht bekannt. Die große Tragik im Leben von Fritz Klein war, dass sein Werk im Dritten Reich nicht anerkannt wurde und er nicht an Ausstellungen teilnehmen konnte. Da seine Wohnung in Stuttgart im Jahr 1944 durch Bomben zerstört wurde, gingen dabei nicht nur Bilder, sondern auch wertvolle Unterlagen verloren, die näheren Aufschluss über seine Biographie und sein Werk geben könnten. In DRESSLERS KUNSTHANDBUCH, 2. Band, Ausgabe 1930 und in ALLGEMEINES LEXIKON DER BILDENDEN KÜNSTLER DES XX. JAHRHUNDERTS, Ausgabe 1956, wird er erwähnt.

Sein Bestreben war es sicher, eine seelische und geistige Welt in seinen Bildern darzustellen, die er hinter der sichtbaren, körperlichen Welt sah, und vor allem seelische Zustände des Menschen in diesen Welten zu zeigen. In diesem Sinne war Fritz Klein ein zutiefst spiritueller Maler und seiner Zeit weit voraus.

Unser im Jahr 1967 gegründete Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, den noch vorhandenen Nachlass des Stuttgarter Malers Fritz Klein zu pflegen und ihn und sein Werk wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, eines Künstlers, von dem die Stuttgarter Zeitung am 28. Oktober 1982 schrieb, er "gehört zu den schwäbischen Künstlern, die ganz zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind".

Nach den Ausstellungen, die Frau Ida Klein zum Gedächtnis Ihres Mannes in den Jahren 1955 bis 1960 veranstaltete, führte unser Verein anlässlich des 100-jährigen Geburtstages von Fritz Klein im Jahr 1982 eine sehr umfassende Ausstellung in der Kunsthöflegalerie in Stuttgart-Bad Cannstatt durch.

Nach einer langen Pause haben wir nun wieder damit begonnen, Ausstellungen mit seinen Werken durchzuführen. Im Jahr 2001 wurde sein graphisches Werk, soweit noch vorhanden, in der Stockmayer-Stiftung in Stuttgart gezeigt. Eine sehr umfassende Retrospektive, die nicht nur seine Bilder, sondern auch Entwürfe für Glasfenster und einige von ihm entworfene Möbel zeigte, konnte in der Galerie Wilhelm Kimmich in Lauterbach bei Schramberg durchgeführt werden, und eine weitere Ausstellung fand im Rathaus der Gemeinde Wannweil bei Reutlingen statt, wo wir nicht nur die für das dortige, alte Rathaus entworfenen Glasfenster, sondern auch weitere Glasfenster in der Friedhofskapelle von Wannweil entdecken konnten.

In der Eröffnungsausstellung des Kultur- und Museumszentrums im sehr schön renovierten Wasserschloss Glatt in Sulz bei Horb am Neckar wurde das Bild "Ergebung" aus der Zeit von 1924/25 von November 2001 bis Juni 2002 gezeigt. Dort sind "vier Museen unter zwei Dächern" untergebracht, und es werden Ausstellungen und Veranstaltungen auf hohem kulturellem Niveau angeboten.

Eine weitere Ausstellung mit Bildern von Fritz Klein wurde im April 2002 im Albertus Magnus Haus in Freiburg-St.Georgen durchgeführt. 

Die Ausstellungen in Lauterbach, Wannweil und Freiburg fanden statt unter dem Titel:

"Fritz Klein -  ein Maler des schwäbischen Expressionismus".

Leider hat sich herausgestellt, dass die von Fritz Klein im Jahr 1936 für die alte Friedhofskapelle in Stuttgart-Vaihingen entworfenen und von der Firma Saile, Stuttgart, ausgeführten Glasfenster nicht mehr existieren. Sie dürften im  Zweiten Weltkrieg zerstört worden sein. Die beiden Hauptfenster über dem Altar und dem Eingang wurden 1954 von Manfred Henninger neu gestaltet und von der Firma E. Gaisser, Stuttgart, ausgeführt. Da sich die Entwürfe von Manfred Henninger sehr eng an das Vorbild von Fritz Klein gehalten haben, entstand zunächst der Eindruck, es handle sich um die Originalfenster. Alle anderen Glasfenster in der Kapelle haben keinen Bezug mehr auf die Entwürfe von Fritz Klein.

So gibt es - hoffentlich - noch einiges zu entdecken, was von Fritz Klein geschaffen worden ist, ihm aber nicht oder nicht mehr zugeschrieben wird. Sie können uns dabei helfen und uns auf unserer Gästebuchseite - oder auf andere Weise - mitteilen, ob Sie Werke von Fritz Klein kennen, die in unserem Werkverzeichnis nicht erfasst sind oder deren Verbleib uns unbekannt ist.

In einer kleinen Auflage hat der Verein im Jahr 2001 eine Dokumentation über Fritz Klein und sein Werk herausgebracht. Es bleibt aber das zentrale Ziel der Bemühungen unseres Vereins, einen umfassenden Katalog über ihn zu verfassen und zu veröffentlichen.

Verein der Freunde des künstlerischen Werkes von Fritz Klein e.V.
Geschäftsstelle: T.Hoffmannweg 8- D-88690 Uhldingen
Telefon: 07556/966 643
eMail: bleybernd@yahoo.de